Rimpar im 20. Jahrhundert

1900 bis 2000 n. Chr.

Rimpar im Wandel der Zeit

Die Rimparer feierten wie in ganz Deutschland den Jahrhundertwechsel, doch schon bald zeichnete sich durch das intensive Wettrüsten und Machtstreben der europäischen Großmächte der drohende 1.Weltkrieg ab. Beim Ausbruch 1914 zogen auch die Rimparer wehrfähigen Männer meist begeistert in den Kampf und hofften auf ein baldiges Ende. Die vier Kriegsjahre brachten für viele Familien im Ort den Tod geliebter Angehörigen an der Front oder im Lazarett. In der von Dr. Borges erbauten Jugendstil-Villa in der Hofstraße errichtete man ein von Schwestern betreutes Feldlazarett. Der jüdische Arzt Dr. Michael Mayer versorgte die Verletzten.

Villa Borges
Postkarte, Gemeindearchiv Rimpar

Nach Kriegsende erstellte man für die Gefallenen des Ortes ein Denkmal an der hinteren Friedhofsmauer. Schon während des Krieges litten die Menschen in der Heimat große Not, doch in der Nachkriegszeit verschlimmerte sich die Versorgungssituation durch die Lasten des Diktatfriedens von Versailles dramatisch. Die große Arbeitslosigkeit zwang die Maurer sich in fernen Städten an großen Bauprojekten zu beteiligen. Somit waren sie oft monatelang von ihren Familien getrennt. Bei einer Explosion auf einer Baustelle in Oppau verunglückten am 21. September 1921 sieben Bauarbeiter aus Rimpar. Zum Gedenken an die Opfer errichtete man ein Jahr später auf dem Friedhof das „Oppauer Denkmal“ und ein Wegekreuz am Ortsausgang Austraße. Um der Wohnungsnot und der hohen Arbeitslosigkeit abzuhelfen, startete der damalige Bürgermeister Donat Grömling gemeinsam mit Pfarrer Josef Heeger zahlreiche Bauprojekte. Im Februar 1920 baute man eine ortseigene Wasserleitung aus, errichtete das Pumphaus und ermunterte die Einwohner die notwendigen Hausanschlüsse zu graben. Neue Baugebiete wurden erschlossen, Rimpar wuchs. In dieser Aufbruchphase nach dem 1. Weltkrieg gründete man in Rimpar zahlreiche neue gesellschaftliche, sportliche, kulturelle und politische Vereine. Die Jungen orientierten sich nicht mehr an den Berufen der Eltern, sondern einige besuchten das Gymnasium in Lohr oder wählten neue Berufe. Rimpar wandelte sich vom Bauern- und Maurerdorf zu einem Ort mit vielfältigen Berufen.

Schon in der Zeit der Weltwirtschaftskrise wandten sich einige Rimparer der aufstrebenden Partei der Nationalsozialisten zu. Bei einem Einsatz der SA erlitt der 50-jährige Oberwachtmeister Purps aus Heidingsfeld auf dem Weg nach Güntersleben einen Herzinfarkt und starb. Nach der Machtübernahme Hitlers im Januar 1933 änderte der rasch ausgewechselte Gemeinderat unter Bürgermeister Ignaz Gessner die Straßennamen in Rimpar: aus der Günterslebener Straße wurde Purps-Straße, die Austraße zur Adolf-Hitler-Straße und die Niederhofer Straße zur Hindenburgstraße. Um die Umwandlung zur Nazi-gerechten Ortschaft rasch und problemlos zu vollziehen, ließ man Andersdenkende (SPD und KPD) in „Schutzhaft“ nehmen und sperrte sie auf der Festung oder in Dachau ein. Trotzdem regte sich Widerstand. Bei der Einweihung der neuen Zentralschule 1938 in der Neuen Siedlung bemängelten die Besucher, dass in den Klassenzimmern nur ein Hitlerfoto hing, aber keine Kreuze. NS- Bürgermeister Gessner versuchte vergeblich den anhaltenden Protest zu ignorieren, musste aber klein beigeben- die Kreuze wurden aufgehängt. Die Vertreibung der jüdischen Bürger konnte nicht verhindert werden. Gessner meldete 1942 Rimpar als „Judenfrei“! Der am 1. September 1939 durch Hitler entfesselte 2. Weltkrieg brachte wieder viel Leid und Tod nach Rimpar. Die zahlreichen Gefallenen stehen namentlich an einer Gedenkwand unterhalb der Pfarrkirche. Der Künstler Julius Bausenwein schuf dazu passend die „Trauernde“ davor.

Der Ort Rimpar erlitt während des Krieges nur geringe Gebäudeschäden und kam einigermaßen glimpflich davon. Gegen Ende des Krieges wurden die Glocken eingezogen, die Versorgungslage der Bevölkerung verschlechterte sich. Dramatisch wurde es hier nach dem Angriff am 16. März 1945 als Rimpar ca. 4000 ausgebombte Würzburger aufnehmen musste, zusätzlich zu gleich viel Einwohnern. Das zerstörte Juliusspital verlegte man in die Zentralschule, in der am 30. Mai 1948 Bischof Matthias Ehrenfried starb. Die Besetzung Rimpars durch die USA- Truppen verlief dank besonnener Personen konfliktfrei, doch die Sieger requirierten Wohnraum, der durch die ca. 300 Heimatvertriebenen aus dem Osten noch knapper wurde. Die Wohnraumenge, der Mangel an Versorgungsgütern und Störungen im Wassernetz verursachten eine Typhus-Epidemie im Ort, der viele- auch junge Menschen- zum Opfer fielen. Das Quarantäne- Lazarett verlegte man in das Gasthaus Zur Post am Markt. Als am 22. Mai 1947 die geretteten Glocken aus Hamburg zurückkehrten, feierte das ganze Dorf. Bei der politischen Neuordnung nach dem verlorenen Krieg wirkte Bürgermeister Engelbert Kraus als Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung entscheidend mit. Vier Wahlperioden vertrat er Gemeinde- und Landkreisinteressen im Bayerischen Landtag. Bald entfaltete sich nach der Währungsreform eine rege Bautätigkeit. Neue Baugebiete in den Krautäckern und am Schleifweg entstanden, das neue Postgebäude vor der Alten Knabenschule wurde gebaut. Industrie z.B. die Firma Reinfurt siedelte sich an.

Rimpar wuchs stetig und veränderte sich stark. Für den Bau eines neuen Kindergartens 1959 brach man leider die Villa Borges (Hofstraße 10) ab. Auch der denkmalwürdige Niederhof mit gotischen Bauelementen fiel der Modernisierung zum Opfer. 1964 entstand ein neues Schwesternhaus. Auch im Innern der Pfarrkirche vollzog sich ein tiefgreifender Wandel: Pfarrer Bauer entfernte im Zuge der Modernisierung die alte Kanzel, die Kommunionbank, die Steinmeyer Orgel und die kleine Holz- Empore. Die Pleichach wurde reguliert und im Lauf verändert; der um das Schloss herumlaufende „Gäulbach“ in der Bachgasse verschwand. Die neu entstandene evangelische Kirchengemeinde erhielt im Greiffenclau-Saal des Grumbachschlosses ihren Gottesdienstraum. 1972 teilte man die Rimparer Volksschule aufgrund der angewachsenen Schülerzahl in Grund- und Hauptschule und baute für letztere in der Nähe des Friedhofs ein modernes Betongebäude mit Turnhalle und Hallen-Schwimmbad. Am 1. Mai 1978 wuchs Rimpar durch die Eingemeindung der beiden Ortsteile Maidbronn und Gramschatz zur zweitgrößten Ortschaft im Landkreis. Eine der bedeutsamsten Entscheidungen war 1990 der Kauf des Grumbach- Schlosses durch die Gemeinde unter Bürgermeister Anton Kütt.

Schloss Rimpar um 1975;
Foto: Prof. Dr. Detlef Busche

Dem Gebäude drohte der Zerfall, nur einige wenige Räume nutzte das staatliche Forstamt. Das Jahr 1973 brachte das Ende des Forstamts. In einem Schreiben vom 4.4.1978 richtete der damalige Landtagsabgeordnete Christian Will an den Staatssekretär der Finanzen Albert Meyer ein Schreiben, dass das Schloss als Rathaus genutzt werden sollte. Bürgermeister Anton Kütt und Staatssekretär Albert Mayer begrüßten dies. Da es 1980 keine positive Stimmung für einen Kauf gab, gründete Edwin Hamberger die Interessengruppe Freundeskreis Schloss Grumbach, um durch Schlossführungen und Vorträge das Interesse an diesem Gebäude zu wecken. Im Juli 1980 stimmte der Marktgemeinderat einstimmig dem Kauf des Schlosses zu.

Großzügige Zuteilung von staatlichen Fördermitteln mit Hilfe von MdL Christian Will und auch Eigenleistung durch den Freundeskreis Schloss Grumbach ermöglichten einen denkmalgerechten Umbau. Nach einer vierjährigen Sanierung, die ca. 6 Millionen DM kostete, wobei der Freistaat Bayern 50 % bezuschusste, konnte die Verwaltung 1985 einziehen. Vom Freundeskreis Schloss Grumbach, der 1980 gegründet wurde, entstanden in mühevoller Arbeit im Jahr 2000 die Schlossmuseen.

Mitglieder des Freundeskreises Schloss Grumbach mit dem 1. Bürgermeister Anton Kütt bei Sanierungsarbeiten am Schloss;
Foto: Kurt Mintzel in: Hamberger, Edwin: 40 Jahre Freundeskreis Schloss Grumbach, Rimpar 2019;

Heute ist das Schloss Sitz der Gemeindeverwaltung und gleichzeitig kultureller Mittelpunkt des Ortes.

Hanne Mintzel

Quellen:
Alfons Arnold: Chronik, Bd.3 Rimpar, im Lichte der Gegenwart
Archiv Mainpost
Archiv Gemeinde Rimpar