Rimpar im 12. – 18. Jahrhundert

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Rimpar im Wandel der Zeit

In einem Liegenschaftsverzeichnis des Klosters Kitzingen aus dem 11. Jahrhundert ist zu lesen, dass das Kloster in Rimpar einen Fronhof mit 12 Bauernhöfen hatte. Diese hatten jeweils eine Hube Ackerland, Wiesen und dergleichen (1 Hube = 17 ha). In diesem Verzeichnis wird der Name Rimpar (Rintburi) zum ersten Mal genannt. Wissenschaftlich exakt kann der Name jedoch zeitlich (1070 bzw. 1100) nicht eingeordnet werden und ist folglich als Grundlage für ein Jubiläum nicht geeignet.

Eine weitere Klosterurkunde ist aus dem Jahr 1126 erhalten. Hierdurch ist das zeitlich und namentlich feststehende (Rimpar – Rimpure) 900-jährige Jubiläum möglich geworden.

In dieser Urkunde wird die Frau des Poppo von Rimpar (Rimpure) mit ihren Kindern von allen Verpflichtungen dem Kloster gegenüber freigesprochen.

Es ist zu vermuten, dass die von Rimpar Verwaltungstätigkeiten am Fronhof ausübten. Im 12. Jahrhundert war ein Teil der Familie bereits Würzburger Bürger, die auch Handwerksberufe ausübten und damit ihr Adelsprivileg verloren.

Im Jahr 1213 begeben sich die Rimparer Einwohner unter den Schutz des Würzburger Bischofs.

Der Würzburger Bischof Otto von Lobdeburg beurkundet: Vor ihm sind die namentlich aufgelisteten Einwohner von Rimpar erschienen und haben ihre Besitzungen im Dorf Rimpar der Würzburger Kirche übergeben. Danach haben sie diese vom Bischof gegen Reichung eines jährlichen Zinses zu Erbrecht zurückerhalten.

Es folgt eine Liste der Einwohner und der von ihnen zu leistenden Weizenabgaben. Die Abgaben haben sie zwischen 15. August und 8. September zu leisten.

Der Bischof nimmt nun die Einwohner in den Schutz der Würzburger Kirche. Er verspricht ihnen, dass die übergebenen Güter weder verkauft noch verpfändet werden oder auf andere Weise der Würzburger Kirche entfremdet werden dürfen.

Die Namen der aufgeführten Rimparer Einwohner sind Vornamen und haben mit unseren heutigen Namen keine Verbindung.

Im Jahr 1243 starb das bei den Kaisern hoch angesehene edelfreie Geschlecht von Grumbach zu Burgrumbach im Mannesstamm aus.

Die Güter kamen an ihren Verwandten, den Grafen von Rieneck. Im gleichen Zeitraum entstand ein neues Niederadelsgeschlecht aus der Familie derer von Wolfskeel. Diese nannten sich später Grumbach. Beide Familien, Wolfskeel und Grumbach, haben das gleiche Wappen: auf goldenem Grund einen Mohr, der in der rechten Hand drei rote Rosen hält.

Rimpar  Grumbach-Wappen im Rittersaal
Foto: Hans Winzlmaier

Eberhard, der Begründer der Rimparer Linie, kaufte 1328 von den Grafen von Rieneck 2/3 der Burg zu Burggrumbach. Das letzte Drittel der Burg kaufte Wiprecht von Grumbach von Ulrich von Hanau. Der Kaufvertrag des Eberhard beinhaltet auch die Besitzungen, die die Grafen von Rieneck in Rimpar innehatten, darunter auch den Fronhof des Klosters Kitzingen (der ehemalige Niederhof).

Während des 14. Jahrhunderts gab es in Rimpar noch keine Burg, sondern feste Häuser, die allerdings nur eine geringe Wehrhaftigkeit hatten. Der erste Hinweis über eine Befestigungsanlage ist aus einem Teilungsvertrag von 1469 zwischen den Brüdern Eberhard und Heinz von Grumbach zu ersehen. Hier wird der große Turm erwähnt, der allerdings nur eine Höhe bis zur Traufe des Südflügels hatte. Auch wird erwähnt, falls man den Turm höher bauen wolle, soll jeder der beiden 50 Gulden dazu geben.

Das Grabmal des Eberhard ist ein Frühwerk von Tilman Riemenschneider und befindet sich in der kath. Pfarrkirche in Rimpar. Es werden zwei Wohngebäude, der Torturm und der Brunnen aufgeführt.

In der nachfolgenden Zeit sind große Bautätigkeiten zu vermuten. Im Lehensvertrag von 1499 des Konrad von Grumbach und dem Hochstift Würzburg wird erwähnt: ein Schloss mit seinen Türmen, Toren, Kemenaten (Wohngebäuden), Zwingern, Gräben, …..

Es entstanden der Südflügel mit Treppengiebel und seinen seltenen Vorhangbogen – Fenstern, der große Turm wird erhöht, allerdings um ein Stockwerk niedriger als heute (1558 wird er als hoher Turm mit Schlaguhr bezeichnet), dann die westliche Burgmauer mit 4 Türmen und 24 Schießscharten.

Eine herausragende Persönlichkeit des 15. Jahrhundert aus der Rimparer Linie war Johann III., Fürstbischof von 1455 — 1466. Er ließ das Fränkische Herzogsschwert anfertigen, das heute in der Schatzkammer der Münchner Residenz liegt. Zu seiner Bürgerschaft hatte er ein gutes Verhältnis, Missstände in den Gewerben wurden behoben. Beim Papst erreichte er, dass die Juden unter allgemeinen Reichsschutz gestellt wurden. Es entstand eine neue Feuerordnung. Unter seiner Regierung kam ein päpstlicher Erlass, dass die Glocken am Tag dreimal lauten sollten. Fürstbischof Johann III. von Grumbach verstarb am 11. April 1466.

Eine bedeutende Gestalt des 16. Jahrhunderts war der 1503 geborene Wilhelm von Grumbach, Sohn des Konrad von Grumbach und der Eva von Schwaigern. In seine Amtszeit fiel der überwiegend in Franken wütende Bauernkrieg 1525. Der Bauernkrieg hat auch seine Spuren am Schloss hinterlassen. Der Treppengiebel der Westfassade mit anschließendem Dach wurde durch Brand zerstört und musste folglich neu errichtet werden. Im Dachgebälk sind einige Sparren erhalten, deren Alter in die Jahre 1525 bzw. 1526 datiert werden konnte. Dass Florian Geyer, der bekannte Bauernführer, der Schwager des Wilhelm von Grumbach gewesen sei und dieser ihn habe ermorden lassen ist nicht nachweisbar. Im Jahr 1528 -1541 war Wilhelm im Dienst des Hochstifts Würzburg als Amtmann von Dettelbach und Stadtschwarzach. Auf Bitte des Kaisers wird er Berater des unbändigen Markgrafen Albrecht Alcibiades und im gleichen Jahr Hofmarschall des neuen Fürstbischofs Konrad von Bibra. Im Jahr 1544 starb der Fürstbischof.

Unter seinem Nachfolger Melchior von Zobel kommt es zwischen ihm und Wilhelm zu Unstimmigkeiten. Er tritt deshalb in den Dienst des Markgrafen Albrecht Alcibiades und wird 1551 Statthalter der Markgrafschaft Kulmbach – Bayreuth. Im Jahr 1553 werden sämtliche Grumbachschen Güter von Fürstbischof Zobel konfisziert unter der Maßgabe, Grumbach sei ein Landfriedensbrecher, da er den Markgrafen im Krieg u.a. gegen Würzburg unterstützt hatte. Nach fünf erfolglosen Jahren Rechtsstreit versuchte Wilhelm, den Bischof gefangen zu nehmen, um ihn nach Frankreich zu entführen (er war seit 1557 Oberst der Krone Frankreichs). Die Entführung misslang und der Bischof wurde hierbei getötet.

1563 überfiel Wilhelm von Grumbach die Stadt Würzburg, um seine Güter zurückzuerhalten. Deshalb wurde er vom Kaiser Ferdinand I. und später von Kaiser Maximilian II. als Landfriedensbrecher geächtet. Nachdem ein kaiserliches Exekutionsheer seinen derzeitigen Aufenthaltsort, die Stadt Gotha, eingenommen hatte, wurde er am 18.4.1567 auf dem Marktplatz in Gotha auf grausamste Art hingerichtet. Wilhelm von Grumbach wurde nicht erstrangig wegen der Ermordung von Fürstbischof Melchior von Zobel hingerichtet, sondern wegen Landfriedensbruchs und einer befürchteten Adelsrevolution gegen die Fürsten.

Wilhelm von Grumbach
Holzschnitt von Peter Gottland, um 1567

Nach dem Tod des Wilhelm von Grumbach hatte sein Sohn Konrad viele Fürsprecher und versuchte mit einem Fußfall bei Fürstbischof Wirsberg zu erreichen, dass er seine Güter wieder erlangen könne. Er musste schließlich 50 000 Gulden zahlen und konnte einen Teil seiner Güter nur als Lehen zurück erhalten. War kein Geld vorhanden, erpresste er es von seinen Untertanen. Dies zeigt ein 10seitiger Brief, den sein Schutzjude Schmul Jud an den Kaiser richtete. In diesem schilderte er die Erpressungen gegen ihn und seine Familie. Des Weiteren lieh Konrad sich häufig Geld, ohne es zurückzuzahlen.

Im Jahr 1593 musste Konrad das Schloss und seine Liegenschaften an das Hochstift Würzburg verkaufen. Da Konrad und seinem Sohn Wilhelm wegen der noch ausstehenden Schulden der Boden zu heiß wurde, flohen sie nach Böhmen. Vor dem Reichskammergericht in Regensburg 1596 erreichten die Gläubiger, dass das noch vorhandene Eigentum von Konrad und seinem Sohn unter Zwangsverwaltung des Fürstbischofs kam. Die adelige Lawinia von Russwurm setzte durch, dass beide, Vater und Sohn Grumbach in die Reichsacht kamen. Daraufhin flohen beide ins kaiserliche Asyl in Roth bei Nürnberg. Sie wurden im Jahr 1599 aufgefordert nach Würzburg zu kommen.
Allerdings kam nur Konrad und wohnte bei seinen Sohn Wolf in Schwanfeld.
Im gleichen Jahr starb Konrad völlig verarmt und danach seine Söhne 1601 und 1603. Damit war die Rimparer Grumbachlinie ausgestorben. Ihr Nachruf war denkbar schlecht, die Ritterschaft bezeichnete die Grumbachsche Sippe als ,,schlimme böse Raben legen ein böses Ei“.

Ab dem Jahr 1593 war das Schloss fürstliches Landschloss geworden. Bereits vor dem Kaufvertrag, der 1593 abgeschlossenen wurde, war der Rohbau des Ostflügels fertig gestellt. Dies dokumentiert ein sogenannter Feierabendziegel (der letzte Ziegel eines Daches) mit Echterwappen und der Jahreszahl 1592. Fürstbischof Julius Echter ließ das prächtige Innentor errichten und den Brunnen neu gestalten, darüber hinaus den großen Turm um ein Stockwerk erhöhen. Sämtliche Türme erhalten sogenannte ,,Welsche Hauben“. Im Innern der Gebäude werden, außer den Rittersälen, die Räume umgestaltet.

Unterhalb des Schlosses entstehen 1601 ein kleiner Hofgarten mit einer Fontäne und das sogenannte Lusthaus mit Arkaden und einem Treppenturm. 1614 wird das prächtige Rathaus am Marktplatz mit einer Schenke erbaut. In den Jahren 1607 -1609 wird die Kirche, vor allem der Turm, erneuert. Julius Echter war sehr häufig in seinem Lusthaus, vor allem, wenn die Pest in Würzburg wütete. 

Fürstbischof Julius Echter mit dem Rimparer Schloss; Besitz: Katholische Kirchenstiftung Rimpar;
Foto: Hans Winzlmaier

Nach dem 3o-jährigen Krieg waren im Schloss umfangreiche Sanierungen der Gebäude- und Turmdächer erforderlich und am Brunnen eine eingestürzte Mauer neu hochzumauern. Die Fürstbischöfe besuchten wieder ihr Schloss. Verbürgt sind die Fürstbischöfe von Dernbach, von Guttenberg, von Greiffenclau, Johann Philipp Franz von Schönborn und Friedrich Carl von Schönborn. Mitte des 18. Jahrhunderts ist der letzte Besuch eines Fürstbischofs verzeichnet. Ab da ist das ehemalige fürstliche Schloss zu einem einfachen Landschloss degradiert worden. Bedingt durch den schlechten baulichen Zustand beschloss die Fürstliche Hofkammer 1780 das Schloss in Rimpar einzulegen. Im gleichen Jahr begannen die Abbrucharbeiten, die bis in die 1790er Jahre andauerten. Der Westflügel wurde bis auf nahezu Hofniveau abgetragen, die Gräben zugeschüttet und sämtliche ,,Welsche Hauben” der Türme durch stumpfe Kegelhauben ersetzt.

Nach der Säkularisation im Jahr 1803 war im Schloss ein Forstamt bzw. eine Revierförsterei untergebracht. Pfarrer Müller schreibt in seinen Aufzeichnungen “in dem altfränkischen, mit vielen Wappen geschmückten Rittersaal wo einst frohe Becher kreisten, werden heute Erbsen und Wicken gedroschen.“

Schloss Grumbach, Ostflügel mit Juliusturm
Foto: Nadja Kess

Edwin Hamberger 

Quellen:
Autor Edwin Hamberger
Bauliche Forschungen
Das Niederadelsgeschlecht derer von Rimpar
Historische Urkunden von Rimpar,
Das Fürstliche Landschloss zu Rimpar im 17. und 18. Jahrhundert
Das Schloss zu Rimpar, von der Burg zum Schloss
Wilhelm von Grumbach, ein fränkischer Reichsritter